Schon seit einigen Jahren schwebt mir der Bau einer neuen Ausstellungsanlage vor - dieses Jahr ist es - endlich - so weit, dass ich die Anfänge dieser Anlage in Bauma präsentieren kann. Es war zugegebenermaßen ein langer Weg, aber Job, Familie und andere Hobbies (oder auch das gleiche Hobby in anderen Spurweiten) haben nicht immer eine zügige Verwirklichung des neuen Schaustückes gefördert.
Die Anfänge zur neuen Ausstellungsanlage gehen in das Jahr 2008 zurück, als ich mir die Original Pläne von der RhB organisierte und diese im Maßstab 1:45 in einem Lichtpausstudio ausdrucken ließ. Ich erhielt eine ansehnliche Planrolle zu einem nicht unansehnlichen Preis und begab mich sofort in das Dachgeschoß, um zu Füßen von Wiesen das erste Planspiel zu machen. Schnell waren ein paar Triebwagen und Wagen aus der Vitrine geholt und aufgestellt - ja und da lag mir erstmals Ospizio Bernina in 1: 45 in fast 10 Meter Länge platt zu Füßen. Im Traum habe ich schon die ersten Fahrzeuge hin- und herrollen gesehen: Zwei 50er Triebwagen mit dem Berninaexpress kreuzen einen Regionalzug mit Gem, 40er Triebwagen, EW I, D 2, Aussichtswagen und angehängten Holzwagen, der De 2/2 151 spielt auf dem Abstellgleis mit 2 Fad Wagen. Doch schnell verschwand alles wieder im Schrank, schienen doch die Dimensionen und der zu erwartende Aufwand nicht bewältigbar.
Der erste konkrete Schritt zur Verwirklichung von Ospizio Bernina war dann vor 4 Jahren ein Kontakt mit dem Modellbauer Michael Breuer aus Canada, der sich sofort bereit erklärte, die Gebäude zu bauen. Fertiggestellt wurden das Empfangsgebäude und der Kohlenschopf, während des Baues der Remise verstarb Michael vollkommen unerwartet. Ich selbst habe erst Monate später nach mehreren Nachfragen erfahren, dass ich nicht mehr die bestellte und offensichtlich auch bereits begonnene Remise aus Canada erwarten kann. Dies brachte den nächsten Rückschlag, war doch jetzt klar, dass auch der Bau der Gebäude durch mich erfolgen muss.
Glücklicherweise hatte ich zu dieser Zeit in diesem Forum bereits einen engagierten Mitstreiter in Sachen Ospizio gefunden. An dieser Stelle bereits vorab ein herzliches Dankeschön an Marco (12mm), der mich in den letzten Monaten und Jahren mit viel Rat und Tat unterstützt hat und ohne den Ospizio Bernina in 0m nicht verwirklichbar gewesen wäre. Sowohl seine fundierten Vorbildkenntnisse als auch seine handwerklichen Fähigkeiten waren eine fantastische Unterstützung beim Bau der Anlage. Marco hat sich nach Michaels Ausfall sofort bereit erklärte, seine Remisenkonstruktion von 1:87 auf 1:45 großzuziehen, er hat mich in den letzten Monaten mit unzähligen gefrästen Anlagenteilen beim Rohbau unterstützt und last but not least hat Marco mit immensem Zeitaufwand den Bau der Drehscheibe und der anschließenden Untersuchungsgrube in 1:45 vorangetrieben.
Eigentlich ist es ein wenig schade, dass wir Euch im Forum in den letzten Monaten unendlich viel von unseren gemeinsamen Gesprächen um und über Ospizio vorenthalten haben. Ein klein wenig wollen wir beide dies in diesem Thread in den kommenden Wochen und Monaten nachholen und Euch im folgenden über den Bau von Ospizio Bernina in 0m gemeinsam berichten.
Die Planung einer jeden Anlage ist an die individuellen Platzverhältnisse gebunden. Nicht anders bei einer Ausstellungsanlage, bei der auch noch das Transportthema zu berücksichtigen ist. In Bauma stehen gut 8 m Länge zur Verfügung. Mein bisher angemieteter Transportwagen hat eine Ladefläche von knapp 4 m Länge, dabei sollte es auch in Zukunft bleiben, ich kann mich nicht mit einem 7,5t Lastwagen anfreunden. Somit stand für eine zukünftige Anlage - wie schon bei Wiesen - die Maximalgröße bei doppelstöckiger Ladung von 2 mal 3,90m fest.
Besonders wichtig war mir, dass diesmal aufgrund der geplanten Konstruktion - dazu später mehr - und dem doppelstöckigen Transport alle Module auch die gleichen Dimensionen aufweisen. Letztendlich ergaben sich dann bei der Umsetzung des Gleisplanes in das Modell 4 Module a 1,80 m Länge und 80 cm Breite? ermittelt durch Planspiele auf meinem oben angesprochenen maßstäblich vergrößerten Originalplan. Diese Maße ermöglichen einen fast kompromisslosen massstäblichen Nachbau des Bahnhofes, wenn auch der hintere Teil des Remisenanbaues leider weggelassen werden musste - eine Breite der Module von 100 cm hätte im Hinblick auf übliche Durchgangsbreiten von Türen nur zusätzliche Transportprobleme mit sich gebracht.
Ihr werdet vielleicht jetzt sagen, ja warum denn gerade - schon wieder einmal - Ospizio Bernina?
Es sollte natürlich wieder ein Bahnhof mit entsprechenden Rangier- und Abstellmöglichkeiten werden, dies ist ein Tribut an den Ausstellungsbetrieb. Umgekehrt ist in 0m auf ca. 8 Meter Länge auch nicht jeder interessante Bahnhof verwirklichbar. Aufgrund des aktuell und in den letzten Jahren von ModelRail gefertigten Rollmaterials (30er Triebwagen, EW 1 kurz, Gem) sollte es ein Bahnhof an der Berninabahn werden. Im Maßstab 1:45 ist ja auch von dieser Strecke so gut wie noch nichts im Modell umgesetzt worden...
Nach kurzer Vorbildrecherche blieben eigentlich nur Ospizio Bernina, Alp Grüm, Cavaglia und Campocologno übrig. Pontresina und Poschaivo sind zu groß (vor allem auch zu breit), die anderen Stationen bieten keine ausreichenden Rangiermöglichkeiten. Von den 4 in die engere Wahl gezogenen Stationen ist Cavaglia ein wenig langweilig in der flachen Wiese gelegen, Alp Grüm ist aufgrund des Übergangs in die 70-Promille Rampe aus verschiedenen Gründen (Modulübergänge, Zugkraft) nicht unproblematisch. Campocologno ist rangiertechnisch sehr interessant, landschaftlich aber nicht so reizvoll. Damit landete ich wieder einmal bei Ospizio Bernina, wie schon vor über 15 Jahren bei der Neugestaltung von Ulrich Dreizlers Heimanlage zu einer transportablen Ausstellungsanlage. Nur auf einer Fläche, auf der in H0m die Station, ein Stück See, der Schattenbahnhof und ein Rundbetrieb realisierbar sind, hat man in 0m gerade Mühe, die Bahnhofsgleise mit den Gebäuden halbwegs komplett und unverkürzt umzusetzen.
Ospizio Bernina in 0m ist noch nicht fertiggestellt. Aber bis Bauma 2014 wird es zumindest soweit im Rohbau fortgeschritten sein, dass ein einzelner Triebwagen hin- und herfahren kann. Vielleicht wird ja auch der Übergang zu den vorhandenen anderen 0m Modulen möglich sein. Auf jeden Fall wird es noch einige Zeit und viele lange Bauabende in Anspruch nehmen, bis ich eine komplett durchgestaltete Anlage präsentieren kann. Aber das Bauen ist ja der eigentliche Spaß an unserem Hobby, oder nicht?
Marco und ich freuen uns, Euch in Bauma die Anfänge von Ospizio Bernina in 0m auf den Stand von ModelRail präsentieren zu dürfen!
Viele Grüße
Bertrand