Hallo zusammen
Ich danke euch von Herzen für eure anspornenden Kommentare !! Es macht so richtig Freude!
Ich habe nun die Brücke in den Keller gezügelt für ein ganz besonderes Experiment...
Aber zuerst:
Peter: Ja, es wird sicher eine Oberleitung geben, hauptsächlich mit den alten Gittermasten (Ferro Suisse) aber auch erste H-Träger Masten, die in den 50er/60er Jahren ja schon da und dort verbaut worden waren.
Emanuel: Deine Aufnahme von 1957 würde mich sehr interessieren, da ich bis heute auf meinen Seitenansichtsfotos der Brücke noch nicht erkennen konnte, ob in der Mitte ein einzelner Mast stand oder ein Joch.
Und nun zum Experiment:
Die beidseits der Eisen-Brücke im Bogen verlaufenden Steinbrücken wurden mit Kurvenüberhöhung gebaut, das heisst, die Seitenteile der Steinbrücken sind unterschiedlich hoch und somit der Fahrbahntrog in entsprechender Schräglage, wie dies beim Original der Fall ist.
Da stellte sich die Frage, welche Schiene nun fix bleibt und welche sich der Fahrbahnneigung entsprechend in der Höhe verändert.
Es gibt drei Möglichkeiten:
- 1. die Aussenschiene hebt sich an, die Innenschiene bleibt in ihrer Höhe
- 2. die Innenschiene senkt sich ab, die Aussenschiene bleibt in ihrer Höhe
- 3. beide Schienen heben bzw. senken sich und somit ist der Drehpunkt der Überhöhung in der Gleismitte
Fakt ist: Grundsätzlich hebt sich in der Praxis die Aussenschiene in der Kurve.
Bei der Thusner Brücke wurde die 3. Variante angewendet. Nach zahlreichen Versuchen, eine solche Überhöhung hinzubekommen, gelang es schliesslich, indem ich eine Korkbettung von 5mm Dicke aufleimte. Norm ist 4mm auf der Geraden. Jetzt konnte ich mit selbstgemachten Schleiffeilen (dünne Holzleisten mit verschiedenen Schleifpapieren beklebt) die 5mm auf der einen Seite auf 3mm schleifen und die andere Seite liess ich auf 5mm, in der Mitte entstanden so die normierten 4mm der Geraden. Mit diesem Vorgehen war die Innenschiene von 4 auf 3mm abgesenkt, die Aussenschiene von 4 auf 5mm angehoben.
Das Resultat ist der Hammer: Die Übergänge liessen sich seidenweich schleifen und der Zug legt sich sehr sanft aus der Geraden in die Kurve. Das war bei den Übergängen von der Eisenbrücke zu den Vorflutbrücken eine sich lohnende Arbeit.
Mit einem Zug unterschiedlicher Wagenlängen, testete ich meine Schleiferei xxxx-mal, bis es alles weich ineinander übergleitete: In der Mitte der Eisenbrückenersatz...

Der Testzug im Handbetreib, die Hakenschraube vor dem Postwagen wirkt gegen 25 Promille Gefälle... Beide Vorflutbrücken sind auf 24mm starkes Sperrholz gesetzt und mit einem rundum laufende Schuh ist jeder Pfeiler exakt in seiner Position gehalten. Dies ist absolut nötig, denn beim Gipsen wird sich die Brücke durch die Feuchtigkeit verziehen und sie danach wieder in die ursprüngliche Form zu bringen mit Radius und Kurvenüberhöhung ohne Schuhe ist völlig ausgeschlossen. Deshalb wird die Brücke nach jedem einzelnen Bogen gipsen zum Aushärten sofort wieder in die Schuhe zurückgesetzt.

Diese Ausfahrt liegt in einem Radius von 90cm:

Auch die Aussenseite der Brücke wird, glaube ich, ein toller Betrachtungsstandort:

Die Peco-Geleise sind mit doppelseitigem Teppichklebeband aufgeklebt, damit die Schienen wirklich satt auf dem Kork aufliegen, dies aber nur provisorisch, um den Kork korrekt zu schleifen. Nach Fertigstellung der Brücke werden dann die finalen Holzschwellen aufgeleimt und die Geleise genagelt.

Zwar kaum sichtbar, aber hier ist der Übergang von 4mm Unterbaustärke in der Geraden zu 5mm Aussenschiene und 3mm Innenschiene. Im Hintergrund die kleine Aussparung im Trasse für die Kiesrutsche und anschliessend die Thusner Strasseüberführung. Diese Brückenausfahrt liegt in einem Radius von 120cm.
Gut sichtbar an der Brückenkrone, die polygonale Brückenkonstruktion, die aber dann radial gemauert wurde. So wird auch der Gipsauftrag radial sein.

Die Steinbrücken werden jetzt etwas ruhen, der Lötkolben ist am aufwärmen...
en liebe Gruess
Thomas