Zahnstangeneinfahrt 0m nach Vorbild FO (System Abt)

  • Guten Abend allerseits

    Obwohl es in diesem tollen Forum naturgemäss wenig Furkaler (im Verhältnis zu Albulanern) gibt, noch weniger die ihr Hobby in 0m betreiben und noch viel, viel weniger welche die phantastischen Kleinserienmodelle auch ausserhalb einer Vitrine im Fahrbetrieb einsetzen, so möchte ich hier trotzdem ein Thema einstellen, das eventuell den einen oder anderen trotzdem interessiert; die Konstruktion und die Realisierung einer Zahnstangeneinfahrt (respektive -ausfahrt) in Baugrösse 0m nach Vorbild der Furka Oberalpbahn nach System Abt.

    Diese war seit jeher in 0m ein fehlendes aber nicht weniger wichtiges Teil für die Realisierung einer Zahnstangenstrecke. Nach den ersten Zahnstangenelementen in Messing von Ferro-Suisse in den 1990er Jahren kam mit dem Ferro-Flex Gleissystem dann später ein Kunstoffzahnstangengleis auf den Markt, dass viel besser funktionierte; die einzelnen Elemente konnten sauber in die Aufnahmen eingeklickt werden und das System Metallzahnrad-Kunststoffzahnstange war auch akustisch weniger auffallend. Einzig die Einfahrt hat Adolf Breitenmooser aus Kostengründen nicht realisiert. So habe ich meinen ersten Prototypen 2018 nach Krummenau geliefert wo er im Einsatz war. Bilder kann man hier ansehen: https://goo.gl/photos/DgLKCJ8dxLFq3Mgr7

    Nun habe ich das Thema erneut aufgegriffen da es für meine eigene Anlage notwendig wurde. Alle Teile habe ich überarbeitet und so ist nun eine zweite Generation entstanden. Die Rohmodelle sehen so aus:

    Die Schwellen sind aus 3D Druck (10 um Auflösung), die Führungsschienen aus Messing mit eingelöteten Schraubimitaten. Alles ist auf einer CNC-gefrästen MDF-Platten montiert. Die Einlaufzunge ist gefedert und lässt sich auswechseln mit Zugang von unten. Die Federelement sind ebenso dem Original nachempfunden:

    Solche Art Spiralfedern (keine Ahnung wie der Fachausdruck ist), kann man im Modell nicht realisieren, weshalb ich normale Druckfedern eingebaut habe):

    Wenn das Ganze dann eingeschottert und patiniert ist, sieht es schon ein wenig originalgetreuer aus - von Plastik sieht man auf jedenfall nichts mehr. Die Holzmaserungen auf den Schwellen mache ich mit Reissnadel von Hand:

    Das Ganze ist nach Vorbild der Furka-Oberalp Bahn anhand eines Originalplans in 3D gezeichnet worden. Hier der Vergleich zur Einfahrt in Realp (links/oben das Modell, rechts/unten das Original; habe mir nicht die Mühe genommen, die gleiche Perspektive zu erzielen):

       

    Leider kann ich keine Videos einstellen aber das Einfahren in die Zahnstange klappt mit der gefederten Einlaufzunge hervorragend. Da man kein Ruckeln mehr bemerken kann, arbeite ich dafür nun am Sound ;) Einen mechanischen Trigger zu realisieren der die Zahnräder detektiert ist aber nicht so einfach. Momentan probiere ich eine IR-Reflexionsbarriere aus welche Waveguide-gekoppelt ist.

    Für diejenigen welche die Einfahrt in Betrieb sehen wollen; diese Tage gehen Funktionsmuster und das kleine Schaustück zu ABG nach Löhningen.

    Hier noch ein paar Bilder der alten Hunziker-Betonfundamente der FO-Fahrleitung (ein anderes Projekt) welche man einfach stehen gelassen hat:

    Und hier noch das Zahnstangen-Ersatzteillager: alles einzelne Lamellen, leider ziemlich rostig:

    Alles will gut geschmiert sein, das Schmiermittel wird vor der Betriebseröffnung sogar in grösseren Mengen mittels Tankwagens angeliefert:

    Viele Grüsse an alle und einen schönen Abend

    Emanuel

    Einmal editiert, zuletzt von Emanuel (24. Mai 2024 um 06:48)

  • Hallo Emanuel,

    mega! Wundervoll, was Du da gezaubert hast! Ist denn das Resin so fest, dass man damit funktionsfähige Zahnstangen herstellen kann? Was für ein Resin hast Du dafür genommen? Und überhaupt, was für einen Drucker verwendest Du? Ich finde das Thema so spannend, dass ich mir da auch gerne einen zulegen würde. Mal schauen...

    Grüße
    Marco

  • Hallo Marco

    Danke für Deine nette Rückmeldung. Ja, der verwendete Resist ist sehr hart und bestens geeignet für die Herstellung von Zahnstangenlamellen da auch noch ein wenig flexibel. Sollte sich im Langzeitbetrieb über die Jahre trotzdem Abnutzungen zeigen, so kann die Einlaufzunge innert 5 min ausgewechselt werden.

    Ich habe verschiedene Arten von Resins ausprobiert für meinen modifizierten Formlabs 3B+. Es gibt mittlerweile eine sehr grosse Auswahl ( https://formlabs.com/ch/materials/), ich habe Grey V4 und Black V4 kombiniert da es hart aber nicht spröde sein soll. Es gibt aber auch andere SLA-Drucker welche sicherlich günstiger sind und auch wasserbasierte Resins verarbeiten können. Das Spezielle an meinem Drucker ist eine sehr ruhige Umgebung welche thermisch (Delta T < 0.1 º C) und vibrationsmässig stabilisiert ist. So entstehen keine thermischen induzierten Materialausdehnungen und -schrumpfungen - die bekannten SLA-Streifenmuster kenne ich nicht. Entwickeln tue ich zudem mit einem Ultraschallbad, so kommt alles nicht vernetzte Polymer im Isopropanol auch wirklich von der Oberfläche und aus Löchern weg. Aushärten mit Temperatur und UV-Licht wie empfohlen für den Formlabs Cure.

    Kannst Du mit diesen Infos etwas anfangen? Es ist sicherlich immer ein Ausprobieren bei 3D Druck - vorallem mit den Toleranzen - bis man dann ein gutes Ergebnis hinkriegt aber dieses kann bezüglich Auflösung sehr überzeugend sein. Zudem ist ein Transfer in Feinmetallguss meist auch noch möglich mit dem verdampfbaren Resist oder Abguss via Silikon-Formen.

    Viel Erfolg und beste Grüsse, Emanuel

  • Hallo Emanuel,

    ich bin begeistert! Tolle, technisch perfekte und optisch sehr ansprechende Lösung. Vielen Dank, dass du uns auch in das “dahinter” Einblicke schenkst.
    Die Möglichkeit, aus Drucken Abgüsse aus Messing zu realisieren finde ich sehr interessant!


    Lieber Gruß Benjamin

  • Hallo Emanuel,

    Das sieht ganz wunderbar aus.
    Minutiös konstruiert und dann auch noch perfekt coloriert und ins Gleisumfeld eingebettet.
    Vielen Dank fürs zeigen und die Einblicke in die Entstehung.

    Viele Grüße,

    Ralf

    H0m, RhB Fahrzeug(um)bau, Dampfepoche 1913-1920

  • Hallo Emanuel,

    das ist grandioser Modellbau. Ganz tolle Arbeit und mega coole Ausgestaltung in der Anlage !

    Danke für die Einblicke.

    Mit freundlichen Grüßen

    Christian

    Schweizer Schmalspurbahnen in 1:87- Anlagen und Dioramen: "Saluti da San Vittore", "GLACIER EXPRESS 1981", "HOTEL OBERALPSEE um 1930"

  • Hallo Emanuel,

    das ist einfach Modellbau der Spitzenklasse den Du hier präsentierst!! Eine Unterscheidung von Modell und Vorbild ist ja kaum noch möglich! Jedes Detail ist umgesetzt und als Krönung die händisch umgesetzte Schwellenmaserung...! Einfach Wahnsinn :respekt:

    Gratulation zu dieserArbeit und danke für die ausführliche Präsentation!!

    Viele Grüsse

    Heiko

  • Guten Morgen allerseits

    Vielen Dank für Eure netten Rückmeldungen.

    Danke Emanuel!

    Ich habe gewusst, dass es einen Unterschied zwischen einem Drucker der 300,- oder 5000,- kostet geben muß. ;) Danke für die ausführlichen Erklärungen.
    Viele Grüße
    Marco

    Ja, Marco, da gibt es sehr grosse Unterschiede bei all den Druckern auf dem Markt - aber auch viele Vergleichstests. Mein Fokus war auf maximaler Auflösung und Oberflächengüte. Leider sind die Anschaffungskosten aber nicht alles, die Resists und Entwickler sollte man auch berücksichtigen wenn man über eine Anschaffung nachdenkt. Viele staunen dass die Online-Printservices doch recht hohe Preise nur für "Plastikteilchen" verlangen, aber irgendwo muss die Rechnung ja aufgehen. Trotzdem sind die Online-Printservices sicherlich eine gute Wahl wenn man nur wenig druckt und sich nicht mit den vielen Details herumplagen möchte.....

    Hallo Emanuel

    Wirklich grosses Kino. Toll was du da gemacht hast. So etwas bräuchte ich in Spur llm.


    Herzliche Grüsse von Peter

    Hochskalieren der Teile wäre sicherlich kein Problem Peter. Aber die Einlaufzunge müsste ich in zwei Teilen drucken da sie nicht mehr auf meine Printplatform passt (oder gleich woanders drucken). In IIm ist aber die Zahnstange nicht original mit zwei Lamellen, oder?

    Hallo Emanuel,

    ich bin begeistert! Tolle, technisch perfekte und optisch sehr ansprechende Lösung. Vielen Dank, dass du uns auch in das “dahinter” Einblicke schenkst.
    Die Möglichkeit, aus Drucken Abgüsse aus Messing zu realisieren finde ich sehr interessant!


    Lieber Gruß Benjamin

    Danke für die Blumen, Benjamin. Der verdampfbare Resist (https://formlabs.com/de/shop/materials/castable-wax-resin/) wird von der Schmuckindustrie für Einzelteile viel verwendet. Geht Rückstandsfrei raus und man kann direkt den Gussbaum drucken.

    Hallo Emanuel,

    das ist einfach Modellbau der Spitzenklasse den Du hier präsentierst!! Eine Unterscheidung von Modell und Vorbild ist ja kaum noch möglich! Jedes Detail ist umgesetzt und als Krönung die händisch umgesetzte Schwellenmaserung...! Einfach Wahnsinn :respekt:

    Gratulation zu dieserArbeit und danke für die ausführliche Präsentation!!

    Viele Grüsse

    Heiko

    Freut mich, dass Dir die Arbeit gefällt. Den Unterschied zum Original sieht man leider noch immer sehr gut - vorausgesetzt man weiss wo hinschauen: Aufgrund der viel grösseren Spurkränze und Radsatz-Innenmasse (NEM Mass B) im Modell gegenüber dem Original musste ich die Führungsschienen viel weiter von der Schiene weg positionieren damit nichts klemmt und die Räder exakt geführt werden. Aber damit muss man leben können, man sieht es nur von oben und vorne, seitlich fällt es kaum auf.

    Hallo Emanuel,
    Das sieht sehr sehr gut aus. Toll geplant und sauber umgesetzt….. Da müsste ich ja glatt noch ein Stück FO in meine Bahn einplanen…… 🥳🥳

    Beste Grüße, Benno

    Ein Stück FO mit Zahnradabschnitt ist auf jedenfall eine Bereicherung. Wäre toll wenn Du Benno dafür noch Platz finden würdest und es mehr Fahrbetriebler gäbe. Es sind ja spannende Zahnrad-Modelle in Aussicht: Deh 4/4 von Ferro-Suisse / Pesolillo und HG 4/4 von Kiss.

    Ein schönes Wochenende und beste Grüsse

    Emanuel

  • Spannendes Projekt, danke für das zeigen. Die Matterhorn Gotthard Bahn baute ja mittlerweile alle Zahnstangeneinfahrten auf das von der damaligen BVZ entwickelte System Marfurt um. Diese sind anhand der Gasdruckdämpfung einfach zu erkennen (Metallkasten neben den Schienen).

  • Hallo Emanuel,


    einfach fantastisch!

    Die perfekten Bilder und tolle Aufarbeitung deiner Vorgehensweis kann man richt schön nachvollziehen und genießen! Bravo und Danke!!!!

    lieber Gruss,

    Peter


    Intellibox IR, IntelliLight, Light@Night, Selbstbau gleis Code 70, Rückmeldung: LocoNet, QDecoder, MBTronik WA5, Win-Digipet, Dc Car Stahldraht,