Zweiachsige Zementwagen der RhB

  • Hallo zusammen,

    vermutlich hat jeder von euch mindestens einen zweiachsigen Zementwagen von Bemo.

    Vor einigen Jahren habe ich bei Facebook ein Bild mit wirklich vielen Uce, oder Uc wie sie zuletzt hießen, in der Rheinschlucht gesehen. Das sah imposant aus, viele gleiche Wagen und doch alle irgendwie unterschiedlich. Daher habe ich fast alle Bemo Zementwagen mit rotem Band gesammelt.

    Auf den ersten Blick sehen die Modelle aus der Schachtel schnell aus wie Plastikspielzeug. Die Farben zu intensiv, das Laufblech total klobig, die Leiter...., die Holzböden...

    In diesem Thread möchte ich euch meinen Umbau und Ausbau der Fahrzeugflotte vorstellen.

    Das Lastenheft sieht folgende Punkte vor:

    1. Laufblech auf der Zisterne durch ein Ätzteil ersetzen
    2. Leiter ebenfalls geätzt
    3. Klappe mit Warnhinweisen auf der Leiter
    4. Holzboden auf den Plattformen realistischer einfärben
    5. Deckel der Zisterne mit Handgriffen ausstatten
    6. Gleitblech für den Deckel als Ätzteil
    7. Vorbildgerechten Abstand der Holzbohlen zur Zisterne
    8. (weitere Punkte ergeben sich beim Umbau)

    Zu Beginn habe ich viel Zeit mit Recherche und Bilder sammeln verbracht. Leider sind die Fahrzeuge alle bereits verschrottet, sodass man nur Vorbildmaterial aus der Konserve bekommt. Bei M. Polier und im Buch (digital Version) "Die Güterwagen der RhB 1, Finke, Brüngger" konnte ich viele offene Fragen beantworten und Daten Sammeln. Allerdings wurde die Agenda dadurch irgendwie nur länger.

    Hier kann man gut erkennen, das die Holzbohlen nicht wie bei Bemo dargestellt, ganz an die Zisterne rangehen, sonder einen Spalt lassen und so der aufgeschleuderte Dreck der Achsen sich an der Zisternenwand wiederfindet.

    Auch die Zisternen an sich haben ein anderes Erscheinungsbild, so ziemlich alle Uce haben dekorativen Rost rund um an der Zisterne.


    Jetzt war klar, ohne neu Lackieren und intensives Testen komme ich da nicht weiter. Vielen dank nochmal an Thomas an dieser Stelle, er hat mir für meine Experimente einige Teile der Uce zukommen lassen.

    Hier habe ich Holzböden mit dem Skalpel von der Zisternenaufnahme abgetrennt und versucht einzufärben. Im oberen Bildteil wurde das Einfärben nach Arosa-Peter-Methode vorgenommen (färben der Schwellenbänder). Im unteren Teil habe ich diese Methode mit anderen Farben vorgenommen und die Ölfarbe weggelassen.

    Um die Plattformen anzupassen damit die Durchsicht ins Untergestell gelingt muss also auch das Chassis angepasst werden. Denn einfach nur einen Schacht einfräsen würde nicht zum Ziel führen. Die Aufnahmen für die Achsen sind dann nicht mehr komplett fixiert und haben zu viel Spiel. Ich habe einen Einsatz für das Bemo-Chassis gezeichnet. Die Idee ist den äußeren Rahmen bestehen zu lassen und nur die Innerei auszutauschen. Ein erster Probedruck hat gut funktioniert aber die Proportionen stimmen noch nicht.

    Um die Zisternen ein wenig realistischer gestaltet zu können habe ich mich mit verschiedenen Wegen der Alterung befasst. Zuerst nur oberflächlich auf die vorhandenen Farben drauf. Später bin ich bei Youtube auf einen Wargame-Channel gestoßen und dort wurde die Chipping-Methode gezeigt. Diese habe ich dann auf zwei Polystyrolplättchen versucht umzusetzen.

    Allerdings lässt sich der Finale Grauton echt schwer treffen wenn die Grundierung Rostrot ist. Hier werde ich noch viel üben müssen um zum erklärten Ziel zu gelangen.

    Dennoch habe ich eine Zisterne geopfert um mal einen ersten Probedruck vom neuen Deckel mit Bohrungen für Handgriffe aus Draht und einem geätzten Laufblech vom Ätzpapst Peter ( Vielen dank auch an dieser Stelle für die Hilfe) zu montieren und zu Chippen. Das Ergebniss ist noch stark ausbaufähig aber die Lernkurve hatte es in sich.

    Und als Stellprobe mit dem eingefärbten Holzboden sah es ganz nett aus, aber ich merke das mir das zuviel und auch zu großflächig ist.

    Das ist alles noch nicht das was ich mir vorstelle aber es geht in die richtige Richtung. Weiter muss ich noch dazusagen, dass alle Farbaktivitäten nur mit dem Pinseln vorgenommen wurde und ich noch auf meine Neue Airbrushpistole warte. Dann sollten die Farbschichten auch deutlisch dünner werden.

    Wird Fortgesetzt

    Gruß

    Fabian

  • Hallo Fabian,

    besten Dank für den informativen Zwischenstand und den umfangreichen Entstehungsprozess!

    Meist geht man an ein Projekt ran und so langsam merkt man erst wie umfangreich das Verwirklichen ist!

    Das Druckteil ist gewohnt professionell von dir!

    Freue mich auf weitere Berichte

    lieber Gruss,

    Peter


    Intellibox IR, IntelliLight, Light@Night, Selbstbau gleis Code 70, Rückmeldung: LocoNet, QDecoder, MBTronik WA5, Win-Digipet, Dc Car Stahldraht,

  • Hallo zusammen und danke fürs vorbeischauen,

    die neue Airbrushpistole ist da und ich konnte endlich weiterüben. Ein Ziel wurde erreicht: Der passende Grauton ist endlich gefunden.

    Meist geht man an ein Projekt ran und so langsam merkt man erst wie umfangreich das Verwirklichen ist!

    Lieber Peter, an deine Worte musste ich denken beim einfärben des Modells, um eine Zisterne in diese oben zu sehenden Zustand zu bringen dauert es ohne Trockenzeit ca zwei Stunden (wenn man entspannt bleiben will beim Hobby).

    Folgende Farben wurden gebrusht: Vallejo 73.605 German Red Brown Primer, Vallejo 71.129 Light Rust, Vallejo Chipping Medium und anschließend Model Color 70.989 Sky Grey.

    Danach wurden folgende Farben mit dem Pinsel aufgetragen: AK015 Dust Effects, AK074 Rainmarks und AK4111 Light Rust Deposits.

    Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Jedoch soll nicht jedes Modell so aussehen. Mir war wichtig das richtige Maß zu finden, damit es nicht zu viel aussieht. Weniger geht immer.

    Der nächste Schritt beinhaltet das lackieren des markanten rote Bands und eventuell das kleine gelbe Feld neben dem Technischen Block.

    Auch die Holzfarbe hat Fortschritte gemacht, sodass ich hier auch bald am Ziel bin.

    Im Vergleich:

    Links ohne Dust Effect und rechts mit.

    Verwendete Farben, alle gepinselt: Vallejo Model Color 70.837 Pale Sand und Model Color 70.951 White 50/50 gemischt, AK261 Ocher for Sand, AK263 Wash for Wood, AK015 Dust Effects und AK306 Salt Streaks um alles aufzuhellen.

    Ziel ist hier, noch etwas blasser mit der Holzfarbe zu werden. Ich möchte auch noch Drybrush an den Kanten ausprobieren.


    Bis zum nächsten Mal

    Liebe Grüße

    Fabian

  • Hallo Fabian,

    zunächst vielen Dank für die umfangreichen Berichte oder besser Anleitungen!

    Die neue Zisterne sieht einfach genial aus! Irgendwie ist es für mich immer noch ein Rätsel (trotz Deiner umfangreichen Beschreibungen...), wie man Rostflecken derart realistisch darstellen kann! Die Flecken sind nicht einfach nur aufgemalt, sondern es scheint, dass der Lack an den Stellen abgeplatzt ist und der Rost darunter (!) zum Vorschein kommt. Respekt, das kann man wohl nicht realistischer darstellen!!

    Auch die Holzböden haben bereits einen tollen Holz-Charakter. Ich bin gespannt, wie die Böden erst aussehen, wenn Du Dein angesprochenes Ziel erreicht hast. Ich denke auch, etwas blasser und /oder ausgeblichen grauer wäre passender. Du wirst das sicher hinbekommen und uns demnächst ein perfektes Modell präsentieren!

    Viele Grüsse und ich freue mich auf das nächste Mal

    Heiko

  • Hallo Fabian!

    Gratulation zu Deiner Arbeit!

    zwei kleine Anmerkungen:

    wenn man die Bilder anschaut, z.B. bei Haribu:

    http://haribu.ch/coppermine/index.php?cat=29

    sieht man bei fast bei allen Wagen ein oder zwei deutliche "Roststreifen". Mir wurde gesagt, die "Entlader" klopfen immer mit grossen Schraubenschlüsseln an den Wagen, um den Füllstand zu ermitteln. Vielleicht auch um den Zement zu lösen? Das hinterlässt im Lauf der Zeit diese Spuren.

    und noch ein Bild, das ich gefunden habe:

    https://www.bahnbilder.de/bild/schweiz~r…-landquart.html

    Und zum Holz wie Heiko geschrieben hat, wenn die Seitenwände so alt aussehen, wäre es da nicht schöner, wenn die Bohlen auch so alt aussehen würden?

    Weiter so, schönen Tag

    Herbert

  • Hallo Fabian

    Sagenhaft. Die Rostflecken sind Spitze und auch das grau der Zisterne passt sehr stimmig. Wie Du bereits geschrieben hast, würde ich das Holz auch noch etwas ins grau-blasse färben.

    Ich bin gespant auf Dein Modell, das verspricht sehr autentisch zu werden.

    en liebe Gruess

    Thomas

  • Hallo Fabian,

    die Zisterne sieht super aus. Die Rostflecken sind dir dermaßen gut gelungen, auch die kleinen Flecken, fantastisch....besser wird es wohl in diesem Maßstab kaum gehen!!!

    Die Chippingmehtode hast du perfekt getroffen, vieleicht kannst du da noch etwas ausführen!

    Verwittertes Holz aus Kunstoff herzustellen ist eines der schwierigsten Vorhaben überhaupt. Aber wie beim Echtholz, schwarze Beize, arg verdünnt, Woodwashing und danach mit weißem oder hellgrauen Pigmenten ist glaub ich klar.

    Bei Kunststoff müsste der gelbe Farbton komplett verschwinden. Ich verwende da meist hellgraue Acrylfarben, danach Holzwash und Pigment. Wenn man Stellen benötigt wo noch die Ursprüngliche Holzfarbe durchschimmern soll, dann maximal mit dem Pinsel ganz wenig im gewünschten verdünnten Farbton auftragen und dann erst mit den Pigmentfarben trocken einpineln. Ich lass am Schluß noch gerne ganz wenig Washing Maron, hellgrau oder European Dust am Rand einlaufen.

    So hab ich es bei meinem Garagentor gemacht:

    Bin auf jeden Fall sehr neugierig wie es weitergeht,

    lieber Gruss,

    Peter


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  • Hallo zusammen und danke fürs vorbeischauen,

    nur ein kleiner Schritt, aber dafür ein wichtiger: Ich denke ich habe die richtige Farbcombo gefunden.

    Die Kamera gibt leider die Farben nicht exakt so wieder, wie ich sie gepinselt habe.

    Was meint Ihr?

    Die neue Zisterne sieht einfach genial aus! Irgendwie ist es für mich immer noch ein Rätsel (trotz Deiner umfangreichen Beschreibungen...), wie man Rostflecken derart realistisch darstellen kann! Die Flecken sind nicht einfach nur aufgemalt, sondern es scheint, dass der Lack an den Stellen abgeplatzt ist und der Rost darunter (!) zum Vorschein kommt

    Die Chippingmehtode hast du perfekt getroffen, vieleicht kannst du da noch etwas ausführen!

    Ich werde hier eine Art kleine Anleitung erstellen, falls jemand Lust hat, es nachzumachen.


    Grüße

    Fabian

  • Hallo Roman,

    ja die Ucek will ich irgendwann auch noch bauen. Aber mit angepasstem Chassis. Die Farbe lautet: Model Color 70.989 Sky Grey. Könnte aber ohne dunklen Untergrund zu hell sein.

    Gruß

    Fabian

    Viele Dank Fabian.

    Der Wagen ist momentan ein Probemuster. Die nächsten werde warscheindlich auch noch abgeändert ?

  • Hallo Roman,

    Sieht super aus Dein Ucek. Solche habe ich auch noch vor zu bauen hast Du dies aus bestehenden Uce Wagen gebaut ? Erzähl doch ein bischen mehr darüber wie Du die gebaut hast.

    Gruess

    Peter

  • Hallo Roman,

    Sieht super aus Dein Ucek. Solche habe ich auch noch vor zu bauen hast Du dies aus bestehenden Uce Wagen gebaut ? Erzähl doch ein bischen mehr darüber wie Du die gebaut hast.

    Gruess

    Peter

    Salü Peter.

    Ja der Umbau ist aus einem Uce Wagen entstanden. Ich werde bei gelegenheit ein Bericht verfassen mit Bilder.

    Gruss Roman

  • Hallo Fabian,

    Ich hab’s jetzt erst gecheckt: dein gedrucktes Austauschteil für die Fahrgestellunterseite sieht wirklich super aus. Auch das daran mitgedruckte Bremsgestänge ist klasse. Bin gespannt wie das am fertigen Wagen aussieht. Wünsche dir, das es sich gut in den Rahmen einpassen lässt wie du dir das gedacht hast.

    Viele Grüße,

    Ralf

    H0m, RhB Fahrzeug(um)bau, Dampfepoche 1913-1920

  • Hallo zusammen,

    neues aus der Zement-Abteilung.

    Bin gespannt wie das am fertigen Wagen aussieht. Wünsche dir, das es sich gut in den Rahmen einpassen lässt wie du dir das gedacht hast.

    Danke Ralf, es hat alles gepasst bzw ein wenig mit der Feile musste ich doch nacharbeiten.

    Das Druckteil war leicht zu groß, sodass das Chassis einen leichten Bauch an den Seiten hatte. Aber das konnte ich beheben. Der Sekundenkleber den ich verwende verschweißt die beiden Materialien miteinander und ist wirklich in Sekunden fest. Daher ist auch jeder Kleberüberschuss unter der Farbe zu sehen.

    Nachdem das Teil eingeklebt war, habe ich das gesamte Chassis mit Vallejo 71.054 überlackiert. Danach habe ich auf der einen Seite mich mit verschiedenen Washes probiert.


    Die Unterseite gefällt mir sehr gut ( auch wenn sie falsch herum eingeklebt ist :pinch: ) Da es aber nur ein Prototyp ist, ist das Teil auch unvollständig. Dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen und zeigen was dieser 3D-Druck so alles kann. Die Verbindungen im Umlenkgestänge sind 0,4mm gezeichnet und als Rundprofil ausgetragen.

  • Pleiten und Pannen beim Versuch den roten Streifen auf der Zisterne zu lackieren. Zuerst war aber abkleben angesagt.

    Eigentlich würde man direkt nach dem trocknen des Grauton mit dem roten Streifen weitermachen und erst danach das Chipping anwenden. Jetzt ist ja schon einmal gechippt worden, also dachte ich die Prozedur ein zweites mal anwenden zu können. Allerdings habe ich direkt auf der grauen Farbe weitergemacht ohne Klarlack dazwischen...

    Vallejo 73.605 German Red Brown Primer sah schon irgendwie verdächtig aus...

    Schon beim sprühen des Vallejo 71.003 Scarlet Red war das Elend zu sehen. Hier brauchte ich nicht weitermachen mit dem Chipping.

    Aber ich wollte den roten Streifen zumindest in Form und Farbe testen und habe nochmal nachgelegt. Diesmal ohne Chipping, neu abkleben, Klarlack, Vallejo 73.600 Surface Primer weiß und wieder Scarlet Red oben drauf. Ich denke ich bleibe bei der Farbwahl, denn nach der Montage soll ja noch das Alterungsprogramm bemüht werden. Zumal BEMO auch verschiedene Rottöne an den Modellen hat.


    Jetzt wollte ich das Zusammenspiel der bereits colorierten Teile sehen. Ich denke ich bin auf dem richtigen weg. Und wenn alle Ätzteile sowie die noch fehlenden Druckteile am Start sind und zum ersten Mal ein vollständiges Modell da steht, dann wird das glaub ich ganz gut.

    Spontan habe ich noch versucht, den aufgeschleuderten Dreck der Achsen an der Zisterne darzustellen. Hier kamen transluzente Farben von Schmincke zum Einsatz (Danke dir Peter für den Tipp), diese sind sehr dünnflüssig und ich habe den ersten Versuch viel zu wässrig gesprüht und gleich wieder entfernt. Danach weniger verdünner und Luftdruck auf 0,5 bar.

    Jetzt warte ich auf eine neue Lieferung Druckteile und dann gehts weiter.

    Wird fortgesetzt.

    Grüße

    Fabian

  • Hallo Fabian,

    unglaublich, dass das Chipping nach mehreren Tagen Trocknung immer noch funktioniert. Dachte da sei ein Zeitfenster......

    Warum lässt du dir denn den roten Streifen nicht mit dem Logo mitdrucken? Somit hättest du scharfkantige saubere Ränder und einen Arbeitsgang gespart?

    Die Technik schreitet voran, unglaublich was da nun schon alles möglich ist. Das Untergestell gefällt mir auf jeden Fall sehr gut! Freu mich auf die weiteren Versionen!

    lieber Gruss,

    Peter


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